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Basics für den Hobbygerber und Selbstversorger

 

Bevor man mit dem Gerben beginnt sollte man sich zumindest grob mit dem Aufbau einer Tierhaut und mit dem grundsätzlichen Umgang mit Chemikalien vertraut machen.

Felle verschiedener Tiere



Aufbau der Tierhaut

Tierhäute weisen immer die gleichen Schichten auf. Unterschiede bestehen nur in der Dicke der einzelnen Schichten. Jede Haut besteht aus drei sich deutlich unterscheidenden Schichten. Die Oberhaut oder Epidermes bildet die dünne äussere Hautschicht, aus der Haare, Federn oder Schuppen hervorgehen.Bei der Gerbung von Fellen bleiben die Oberhaut inkl. Haare, Federn oder Schuppen zusammen mit der Lederhaut erhalten. Die Lederhaut, auch Corium genannt macht 80 - 90 % der gesamten Haut aus und ist somit die dickste der drei Hautschichten. Sie wird aus kreuz und quer verlaufenden dicht verflochtenden Fasern verschiedener Dicken gebildet und besteht aus zwei ineinander übergehenden Schichten verschiedener Dichte. Die obere so genannte Papilarschicht hat das dichtere Gefüge. Von der Oberhaut aus ragen in diese die Haarwurzeln,Talg und Schweissdrüsen hinein, woraus beim späteren Leder die Narbenstruktur resultiert. Die meist dickere untere Schicht ist die so genannte Retikularschicht, die über ein gröberes Fasergefüge verfügt. Die Fasern bestehen in sich noch einmal aus noch dünneren Fasern, den so genannten Fibrillen. Die dazwischen eingelagerten lösslichen Eiweißstoffe müssen später beim Pickeln oder auch beim Äschern ausgelöst werden, wodurch das Leder erst richtig geschmeidig werden kann.Die zwischen der Lederhaut und Muskeln ansässige Bindhaut wird als Unterhaut oder Subcutis bezeichnet. Ihr haften nach dem Häuten meist noch Fleisch- und Fettreste an. Viele Tiere haben nur eine dünne Fettschicht, wohingegen andere wie Robbe, Wildschwein und Dachs ein dickes Fettpolster haben, das mit der Unterhaut zusammen gründlich entfernt werden muss. Die Unterhaut muss grundsätzlich entfernt werden, die Oberhaut nur, wenn Leder ohne Haare hergestellt werden soll.

Schnittzeichnung einer Tierhaut

 

Umgang mit Chemikalien

Beim Gerben geschehen eine Reihe chemischer Reaktionen, bei denen auch neue Stoffe entstehen.Um ein gutes Ergebnis zu erzielen sollte man schon über ein paar Grundkenntnisse verfügen, um zu wissen was da passiert und wie man ugewollte Prozesse verhindert oder zumindest korrigiert.In der Gerberei werden ausser den eigentlichen Gerbstoffen auch Säuren und Laugen sowie waschmittel eingesetzt, bei deren Verwendung man tunlichst auf die eigene Arbeitssicherheit achten sollte, sprich von Schutzbrille, Gummihandschuhen und anderen Schutzvorrichtungen lieber einmal zu viel als einmal zu wenig Gebrauch machen sollte.Gerblaugen müssen immer möglichst exakt auf einen bestimmten Säuregehalt eingestellt werden. Dieser wird mit dem so genannten ph-Wert ermittelt. Das geschieht am einfachsten mit handelsüblichem Indikatorpapier, bei dem man nach Eintauchen anhand der Verfärbung mit Hilfe der mitgelieferten Farbtabelle den ph-Wert recht exakt ermitteln kann.
Der ph-Wert lässt sich in folgende Stufen einteilen:
ph 0 -ph 6,5 = Sauer ( unter ph 3 sehr sauer)
ph 7 = neutral
ph 8 - ph 14 basisch ( ab ph 11 stark basisch)

Als Wasser für die Gerberei eignet sich am besten destilliertes Wasser oder Regenwasser. Enthält das Wasser viel Kalk oder Magnesium muss zum Pickeln mehr Säure zugesetzt werden, was mit ph-Messung zu kontrollieren ist.



Bei einigen Vorgängen in der Gerberei muss auch die Ionenladung beachtet werden, besonders bei Fettungsmitteln. Es wird zwischen anionischen und kationischen in Lösung befindlichen Stoffen unterschieden.
Kationische und Anionische Stoffe können nur bedingt miteinander gemischt werden, wohingegen gleichartige Stoffe uneingeschränkt miteinander gemischt werden können. Am besten hält man sich hierbei streng an die Vorgaben der Hersteller.Tunlichst sollte man den typischen Anfängerfehler vermeiden, die Mischungsverhältnisse nicht genau einzuhalten. Hier stellt sich natürlich das Problem der genauen Berechnung, da sich die Prozentangaben üblicherweise auf das Trockengewicht beziehen. Also immer vorab wiegen ! Bei frischen Fellen rechnet man 12 - 15 % herunter, bei gesalzenen 40 - 50 %. Das restliche Berechnen der Gerblaugen besteht im Prinzip nur aus Prozentrechnung und sollte gewissenhaft durchgeführt und umgesetzt werden.

 

 

Verschiedene Messbecher

Dichtemessung der Lösungen

Will man die Gerblösungen mehrfach verwenden, was möglich ist, weil üblicherweise nicht alle Gerbstoffe verbraucht werden,kann man dies mit speziellen Dichtemessern tun, die man käuflich erwerben kann. Da man aber für verschiedene Chemikalienauch verschiedene Dichtemesser braucht, kann es sein, dass man sich eine ganze Sammlung zulegen muss. Eine andere Möglichkeit wäre eine Waage mit Dichtemesser. Eine ganz einfache Möglichkeit besteht aber darin, einen Holzstab an einer Seite mit einem kleinen Gewicht zu versehen und diesen in einem Standzylinder in die Ausgangslösung (vor dem ersten Gebrauch !) einzutauchen. Nun Markiert man die Stelle der Flüssigkeits-Oberfläche an dem Holzstab.Will man nun die gebrauchte Lösung wieder anreichern, geht man wieder genauso vor, wobei der Stab dann tiefer einsinkt. Nun gibt man nach und nach frisches Gerbemittel unter Rühren zu bis die Markierung wieder mit der Oberfläche übereinstimmt. So kann man sich für den Hausgebrauch gut behelfen, wobei die Methode natürlich nicht besonders exakt ist.

 

 

Temperaturen

Wie bei allen chemischen Prozessen, so laufen diese natürlich auch beim Gerben bei höheren Temperaturen schneller und bei kühleren langsamer ab.Für das Gerben sollte die Temperaturder Gerbelösungen am besten zwischen 18 und 25 Grad Celsius liegen. Auf jeden Fall sollte sie nicht unter 18 Grad absinken, da dann Prozesse zum Erliegen kommen könnten, und auf gar keinen Fall 35 Grad Celsius überschreiten ab 40 Graddas in den Fellen vorhandene Eiweiss zu stocken beginnt und die Felle dadurch zerstört werden. Bei Temperaturen um 18 Grad muss man die Häute sehr viel länger in der Gerbeflotte belassen als bei höheren Temperaturen, wohingegen bei höheren Temperaturen berücksichtigt werden muss, dass sich dann Bakterien sehr viel schneller vermehren und so ein Konservierungsmittel zugesetzt werden muss.

Gefahrenhinweise auf Chemikalien

Wasser

Zum Gerben wird viel Wasser benötigt. Leitungswasser ist zum Gerben nur bedingt geeignet, und nur dann, wenn es sich um weiches Wasser handelt.Hartes Wasser ist allenfalls zum Weichen und Wässern. Ideal zum Gerben ist destilliertes Wasser oder Regenwasser. Brunnenwasser birgt die Gefahr, dass schädliche Bakterien vorhanden sind, ausserdem kann es auch zu hart sein. Am besten lässt man es in einem Labor untersuchen wenn man es zum Gerben verwenden will.

 

 

 

Kopf eines Wildschweinfells

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