Obstlieferant und wertvolles Ökosystem
Der Anbau von Obst in Form einer Streuobstwiese ist die traditionelle Form des Obstanbaus, lange bevor durch Züchtung kleinbleibender Obstsorten oder ja eigentlich eher deren Veredelungsunterlagen, die heute übliche Form der Obstplantage aufkam.
Eine Streuobstwiese besteht traditioneller Weise aus verschiedenen hochstämmigen Obstbäumen unter denen sich eine Wiese befindet, die entweder zur Heumahd, häufiger aber als Viehweide verwendet wurde, wodurch die Weidetiere den Schatten der Obstbäume und das liegen gebliebene Obst nutzen können…
Bei der Ernte des Obstes von Obstwiesen mit langen Leitern sind sehr häufig schwere bis schwerste Unfälle passiert, weshalb wahrscheinlich viele Besitzer dazu übergegangen sind, zu warten bis das Obst von alleine herunter kommt und es dann aufzusammeln. Daher der Begriff Streuobst. Häufig wurde dieses Obst dazu verwendet Saft herzustellen, und wer jemals in den Genuss gekommen ist, den frisch gepressten Saft von einer sortenreichen Streuobstwiese zu kosten wird begeistert gewesen sein. Früher wurde dieser Saft oft weiter zu Most und Wein vergoren oder auch zu Essig verarbeitet. Heute gibt es viele Möglichkeiten diesen Saft zu konsevieren, vom Süßmostfass über Flaschen bis hin zum Bag in a Box…
Auch kann, wer nicht selber pressen kann oder will, sein Streuobst vielerorts zu mobilen Pressen bringen die während der Erntezeit durch`s Land ziehen. Dort bekommt man sein Obst entsprechend der Menge in Saft umgetauscht…Was dann natürlich nicht der Saft der eigenen Wiese ist.
Aber auch für den Selbstpresser bietet der Handel mittlerweile eine Vielzahl verschiedener Pressen und Geräte zu durchaus erschwinglichen Preisen mit denen sich auch größere Mengen an Obst komfortabel und zügig zu Saft verarbeiten lassen… und wer handwerklich versiert ist kann sich solche Geräte durchaus selbst bauen…
Wer als engagierter Selbstversorger die Chance bekommt eine Streuobstwiese zu übernehmen sollte sich ruhig einmal mit dem Gedanken beschäftigen und überlegen, ob er das nicht machen sollte...Leider sind die meisten Streuobstwiesen heutzutage schlecht gepflegt und überaltert... Der Schnitt der Bäume wird vermutlich über Jahrzehnte vernachlässigt worden sein und es bedarf einiges an Arbeit, diese alten Bäume wieder zu verjüngen und zu einem guten Ertrag zu führen, dafür kommt man vermutlich in den Genuss längst vergessener alter Sorten. Man sollte aber wenn man eine solche Wiese auf längere Sicht vernünftig bewirtschaften will von vorneherein auch einplanen neue Bäume nachzupflanzen... vorzugsweise natürlich auch alte, regional typische Sorten.
Was die vorhandenen Sorten betrifft, so gibt es eigentlich überall Menschen die sich mit alten Obstsorten beschäftigen und die zum Beispiel auf Erntefesten und ähnlichen Veranstaltungen ihre Dienste anbieten und anhand mitgebrachter Zweige und Früchte die Sorten bestimmen können. Dann weiss man wenigstens was man da stehen hat...
Was die Tierhaltung auf Streuobstwiesen betrifft, so eignen sich sicher Pferde, Rinder und Schafe zur Beweidung am besten. Will man Ziegen dort weiden lassen, sollte man beachten, dass man die Bäume gut schützen muss was sehr aufwendig ist. Ziegen schälen und töten auch alte Obstbäume sehr ausdauernd und gründlich und zerstören so eine Streuobstwiese in kürzester Zeit...
Was den Biotopwert einer solchen Wiese betrifft, so wird dieser von kaum einer anderen Kulturform und auch nur von wenigen natürlichen Biotopen übertroffen... In Streuobstwiesen können zwischen 2000 und 5000 Tierarten leben. Den größten Anteil nehmen dabei Insekten, wie Käfer, Wespen, Hummeln und Bienen ein. Auch die Vielfalt der Spinnentiere und Tausendfüßer ist groß.
Aber auch größere Tiere wie der Steinkauz finden dort gute Lebensbedingungen. Allein schon dafür lohnt sich der Erhalt dieser interessanten alten Kulturform, ganz abgesehen davon dass eine Obstwiese auch aus Landschaftsprägender Sicht einfach sehr reizvoll ist. Der Anblick einer großen, in voller Blüte stehenden Obstwiese ist schon ein Genuss...