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Gerben ist eine logische Fortsetzung der Selbstversorgung

 

Jeder Selbstversorger wird üblicherweise bemüht sein, die Tiere die er mit Liebe und Mühe aufzieht und letztendlich zur Selbstversorgung schlachtet oder auch erjagde Tiere voll zu nutzen und möglichst wenig davon zu entsorgen. Da die Haut der meisten Tiere einen wertvollen Rohstoff darstellt, sei es als eigentliches Fell oder als Leder, ist sie wirklich viel zu schade um sie einfach zu entsorgen. Und Felle selber zu gerben ist einfacher als gemeinhin angenommen…

 

 



 

Fell auf einer Wiese

Die Haltbarmachung von Tierhäuten stellteine der ältesten handwerklichen Tätigkeiten der Menschheit dar und wurde schon in der Steinzeit praktiziert, wo Tierhäute schon vielfältig zu Bekleidungszwecken und zum Bau von Unterkünften verwendet wurden. Über die Jahrtausende wurden verschiedene Möglichkeiten entdeckt, Tierhäute haltbar zu machen und zu gerben. Die grundsätzlichen Gerbemethoden haben sich prinzipiell bis heute erhalten und sind lediglich technisch verfeinert worden. Die Gerbung mit Chromsalzen,die gesundheitlich und ökologisch bedenklich ist kam erst Ende des 19. Jahrhunderts auf und ermöglichte die Industrialisierung der Gerberei. Für den Hobbygerber und Selbstversorger gibt es aber auch ausserhalb der Chromgerbung genug Gerbemethoden um je nach Aufwand mehr oder weniger hochwertige Leder herzustellen. Moderne ausgeklügelte Gerbemittelfür den Hobbygerber werden von wenigen kleinen Händlern angeboten. Für die Herstellung harter Leder zum Beispiel zur Verwendung als Wandteppich reichen Salz und Alaun, das es in jeder Apotheke gibt zur Gerbung aus. Für die Herstellung weicher Leder bedarf es schon etwas mehr Aufwand, der aber durch die Freude am Ergebnis wieder wett gemacht wird.

 

 

Fell auf einem Holzgestell



Wildschweinfell

Die grundsätzlichen Arbeitsschritte sind imwesentlichen bei allen Gerbetechniken die selben, mit Ausnahme der reinen Salz / Alaungerbung. Diese bestehen aus folgenden Arbeitschritten:
- Enthäuten und Entfleischen ( Entfernen anhaftenender Fleisch- und Fettreste, teilweise auch zu späteren Zeitpunkten je nach Beschaffenheit der Häute)
- Konservieren ( Frische Felle können sofort gegerbt werden, wobei die Felle meist reißfester werden wenn sie vorab konserviert, bzw. getrocknet worden sind)
- Weichen und Wässern
- Waschen
-Pickeln
-( Enthaaren, wenn Leder hergestellt werden soll)
- Gerben
- Fetten
- Zurichten
Im Großen und Ganzen unterscheiden sich die einzelnen Gerbverfahren in Dauer und Ausführung der einzelnen Schritte und natürlich in den eingesetzten Mitteln.

Felle verschiedener Tiere

Für den Anfang kommt man mit einigen wenigenGeräten und Hilfsmitteln aus, die dann allerdings auch nur noch zum Gerben verwendet werden werden sollten. Wichtig ist ein scharfes ! Messer zum Entfleischen der Felle und ggf. zum Abhäuten des Tieres. Das Messer sollte wirklich scharf sein,da mit stumpfen Messern die Häute sehr viel schneller beschädigt werden. Für grössere Felle ist ein Scherbaum und Abstoß- bzw. Scher- und Streicheisen hilfreich. Desweitern kann man eigentlich nie genug Gefäße in verschiedensten Größen haben (kein Metall !). Messbecher, Schutzbrille, Gummihandschuhezum Umgang mit den Chemikalien sollten vorhanden sein, und es sollte die Möglichkeit geben frischeTierhäute zum Trocknen aufzuspannen, entweder mit speziellen Fellspannern oder auf Holzrahmen, Holzplatten, Paletten oder auch ausrangierten Türen. Sollte man Freude an diesem Hobbyfinden lässt sich die Ausstattung natürlich noch ausbauen und verfeinern und den eigenen Vorlieben und Bedürfnissen anpassen. Wie bei allen handwerklichen Tätigkeiten sollte man auch beim Gerben einkalkulieren, dass es etwas an Übung und Erfahrung braucht bis man wirklich gute Ergebisse erzielt und nicht unbedingt mit den wertvollsten verfügbaren Häuten beginnen in dieses Hobby einzusteigen. Es wird am Anfang mit Sicherheit auch mal etwas daneben gehen...

Kopf eines Wildschweinfells



Felle auf Holzständern