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Oder Äschern für die Herstellung reinen Leders

Ledergürtel

 

Sinn und Zweck

Um reines Leder herzustellen müssen die Haare des Fells entfernt werden, die Haut also enthaart werden.Das Enthaaren, auch Äschern genannt kann wahlweise vor oder nach dem Pickeln erfolgen. Führt man es vor dem Pickeln durch, so muss man beachten dass der ph-Wert beim Pickeln genauer beobachtet werden und ggf. mehr Säure zugesetzt werden muss, da Kalkreste den Säuregehalt abstumpfen. Äschern wird als Oberbegriff für das Enthaaren verwendet, bezeichnet letztlich aber nur eine von 3 möglichen Methoden. die anderen sind das Schwöden und das Schwitzen, wobei das Äschern aber schon die Gebräuchlichste ist.

 



Äschern

Äschern wurde früher mit Holzasche durchgeführt, die Alkalicarbonat enthält das die Haare lockerte. Daher der Name Äschern.
Heute verwendet man üblicherweise Brandkalk (Calciumoxid) dem als Anschärfmittel Schwefelnatrium (Natriumsulfid) zugeführt werden kann.
Brandkalk ist in Pulverform erhältlich und wird mit Wasser abgelöscht und wird dann durch chemische Umsetzung zu Calciumhydroxid, einer milchigen Lösung. Diese Umwandlung geht nur langsam vonstatten und muss durch Rühren unterstützt werden. Neben der Lockerung der Haare kommt es beim Einsatz von Calciumhydroxid auch zu einer Schwellung der Haut.
Die Ausprägung der Schwellung hat einen grossen Einfluss auf die späteren Eigenschaften des Leders. Relativ starke Schwellung erzeugt ein steifes, festes Leder. Bei schwacher Schwellung erhält man ein weicheres Leder.
Will man ein festes Leder haben, so äschert man in einem Bad etwa 3 Tage bis 6 bis 7 Tage oder auch länger. Wenn sich die Haare gut entfernen lassen ist das Äschern abgeschlossen. Dünne Häute können schon nach 1 Tag fertig sein.Damit sich das Fasergewebe nicht zu stark lockert sollte man die Felle auf keinen Fall länger als nötig im Äscherbad belassen. Das Leder würde sonst brüchig und reisst leicht.Ständige Kontrolle ist somit unerlässlich. Wenn man nicht die Möglichkeit hat die Felle senkrecht hängend in einer Grube zu Äschern sondern sie flach in einem Gefäß einlegt muss man diese regelmässig im Bad bewegen, da es sonst dazu kommt, dass an einigen Stellen keine Wirkung entsteht.Ausserdem sollte man die Häute täglich einmal entnehmen und das Äscherbad gründlich durchrühren und die Felle wieder einhängen oder einlegen. Um die Vermehrung von Bakterien zu verhindern sollte man bei einer Äscherdauer über 3 Tagen etwas Mortanol 30 oder ein anderes Bakterizid zugeben. Da durch die chemische Reaktion von alleine Wärme entsteht braucht man diese nicht zusätzlich zufügen, was bei mehreren übereinander gelegten Fellen allerdings zu Schäden führen wenn die Temperatur über 35 Grad Celsius steigen kann. Daher muss in diesem Fall die Temperatur überwacht werden.

Verschiedene Leder

Dreibad Äscher

Dünne Häute 1 Tag
Mittlere Häute 2 Tage
Starke Häute 3 Tage und länger

Es soll ein weiches Leder erzeugt werden, daher soll die Schwellung möglichst gering gehalten werden.
Erstes Bad
Das erste Bad sollte ein altes Äscherbad sein, das schon mindestens 2 Äschergänge hinter sich hat.
Hat man ein solches Bad noch nicht, weil man erst anfängt, setzt man dafür ein eher schwaches Äscherbad an, indem man auf das abgemessene weiche Wasser ( Menge gleich dem Gewicht der zur Weiche gewogenen Felle) nur 20 Gramm Calciumoxid verwendet und nach einer nacht 20 Gramm Schwefelnatrium hinzufügt. Dann erst die Felle einhängen oder einlegen.Legt man die Felle ein, müssen diese mindestens drei mal am Tag umlegen. Durch das Schwefelnatrium kräuselt sich das Haar, was völlig normal ist.
Zweites Bad
Im zweiten Bad verwendet man 30 Gramm pro Liter Calciumoxid und fügt nach einer Nacht 10 Gramm pro Liter Schwefelnatrium und 3 Gramm Salz pro liter hinzu. Danach erst die Felle hineingeben und wie im ersten Bad behandeln.
Drittes Bad
Äscher mit 30 Gramm Calciumoxid und 10 Gramm Schwefelnatrium pro Liter wie oben beschrieben ansetzen und Felle wie in den ersten zwei Bädern behandeln.
Es ist ständig zu kontrollieren wie gut sich die Haare lösen lassen, und wenn sich die Haare flächendeckend gut entfernen lassen ist das Äschern zu stoppen.
Danach Enthaaren, Entkälken und wenn gewünscht Beizen in dieser Reihenfolge.

 

Einbad-Äscher

 

Für die Erzeugung zäheren Leders
Dreifache Menge weiches Wasser (bezogen auf das gewogene Gewicht vor dem Weichen)
50 Gramm / Liter Calciumoxid einrühren...über Nacht stehen lassen.
Am nächsten Morgen durchrühren und die Felle einhängen oder einlegen. Alle paar Stunden die Schwellung prüfen und wenn diese ausreicht Felle heraus nehmen.
50 g / Liter Schwefelnatrium einrühren und die Felle wieder hinein geben.
Regelmäßig überprüfen, und wenn sich die Haare gut lösen das Äscherbad beenden.
Danach Enthaaren, Entkälken und ggf. Beizen und der Gerbung zuführen.
Beide oben angegebenen Rezepte sind Beispiele ohne Gewähr und ersetzen nicht das eigene Probieren und Experimentieren um für sich die passende Methode zu finden. Das Ergebnis hängt auch immer von der Fellart ab.
Grundsätzlich darf die Zugabe von Calciumoxid zwischen 20 und 50 g / Liter und die von Schwefelnatrium zwischen 20 und 60 g / Liter liegen, die Temperatur zwischen 25 und 30 Grad.

Grundsätzlich kann man auch mit Äscherungsverfahren mit mehr als 3 Bädern experimentieren. In solchen Fällen und wenn man häufiger gerbt, numeriert man die Flotten durch und lagert sie ein. Man beginnt beim Äschern dann immer mit dem ältesten Bad und endet mit einem ganz frisch angesetzten. Dementsprechend wird immer das älteste Bad entsorgt.



Schwöden

Schwöden ist ein spezielles Äscherungsverfahren, was angewendet wird, wenn man die entfernten Haare später in anderer Weise noch verwenden, zum Beispiel verspinnen will.Dabei darf entweder nur nur mit Kalkäscher (Calciumoxid) ohne Schwefelnatrium gearbeitet werden, oder jeder Kontakt der Haare mit Schwefelnatrium verhindert weden, da diese dadurch zerstört werden. In dem hier beschriebenen Verfahren wird der Äscherungsbrei nur auf die Hautseite aufgetragen, so dass Schwefelnatrium verwendet werden kann.

Herstellung eines Schwödebreis

Man nimmt eine Menge Wasser, deren Menge augenscheinlich ausreicht, um eine Menge Brei zu ergeben die ausreicht, die zu behandelnde Felle damit einzuschmieren. Dazu gibt man 10 % Schwefelnatrium.
Dann wird so viel Calciumoxid untergerührt bis ein dünnflüssiger Brei entsteht. Die Zugabe von etwas Kaolin macht den Brei gleichmässiger und er lässt sich besser aufstreichen.
Man sollte den Brei nun über Nacht, zumindest aber einige Stunden stehen lassen. Bevor man ihn verwendet rührt man ihn dann nochmal gut durch.Nun trägt man ihn mit der flachen Hand dünn auf die Fleischseite auf. Dann schichtet man die Häute Fleischseite auf Fleischseite und Haarseite auf Haarseite auf und beginnt unten mit den größten Häuten hin zu den kleinsten ganz oben. Die Haare dürfen nicht mit dem Brei in Berührung kommen, da sie sonst zerstört werden.
Da in dem aufgeschichteten Berg Häute sehr hohe Tempertaturen entstehen können, diese aber auf keinen Fall über 40 Grad steigen darf um die Häute nicht zu zerstören, sollte man entweder mit einem langen Thermometer oder einer Sonde die Temperatur in der Mitte des Haufens überwachen und gegebenfalls eingreifen.Einzelne Häute deckt man mit einer Kunststofffolie, zum Beispiel Frischhaltefolie ab.
Die behandelten Häute sind je nach den Gegebenheiten nach etwa 4 bis 12 Stunden bereit zum Enthaaren. Einzelhäute können auch länger brauchen. Sobald sich die Haare überall lösen lassen muss der Prozesssofort gestoppt und die Felle enthaart werden.
Eine zu lange Einwirkzeit des Schwödebreis schädigt letztlich die Haut.

Zügel

Schwitzen

Beim Schwitzen bleiben wie beim Schwöden auch die Haare für eine weitere Verwendung brauchbar. Allerdings ist das Schwitzen nur denjenigen Gerbern empfohlen, die schon einiges an Erfahrung sammeln konnten ud im Umgang mit der Materie sehr sicher sind. Es ist kein Verfahren für Anfänger !
Deshalb wird es hier der Vollständigkeit halber auch nur kurz vorgestellt.
Zum Schwitzen schichtet man die frisch aus der Weiche kommenden nassen Felle aufeinander. Dieser Fellhaufen erwärmt sich dann selbständig, weil Bakterien beginnen die Haut zu zersetzen. Dadurch lockern sich auch die Haare. Nun muss man aber exakt den richtigen Zeitpunkt erwischen in dem die Haare gelockert sind und enthaart werden kann. Wartet man nur etwas zu lange, können die Häute durch den Bakterienbefall bereits unbrauchbar geworden sein.



Enthaaren

Hat man nun durch eines der oben erklärten Verfahren die Haare gelockert, geht es an das eigentliche Enthaaren.
Dies geschieht mechanisch.
Grundsätzlich ähnelt diese Arbeitdem Entfleischen. Kleine, dünne Häute kann man meist mit einem Schaber oder Messerrücken enthaaren, größere enthaart man auf dem Gerbebaum mit Hilfe eines Scher- oder Haareisens, auch Streicheisen genannt.Dieses ist leicht gekrümmt, somit dem Gerbebaum angepasst und verfügt über eine scharfe Klinge und am Rücken über eine scharfe Kante.
Ist ein dichtes, langes Haarkleid vorhanden spült man die abgeschabten Haare zwischendurch mit WARMEM Wasser ab. Kaltes Wasser verschliesst die Poren und klemmt die Haare ein !
Mit etwas Übung geht das Enthaaren so schnell von der Hand, wobei man aufpassen muss, die Haut bei dieser Arbeit nicht zu beschädigen.
Hat man so alle Haare glatt entfernt, streicht man mit der scharfen Kante an der Rückseite des Schereisens, weshalb es auch Streicheisen heisst, den "Gneist" oder "Grund" ab. Das sind zarte, kleine Grundhaare und Reste der Oberhaut, Fettreste und Haarwurzeln. Das darf ruhig kräftig mit einigem Druck geschehen um es gründlich zu entfernen. Nicht ausreichendes Streichen führt zu einer unsauberen Oberfläche und einer unschönen Narbe. Um einen guten Überblick zu behalten, sollte das abgeschabte Material von Zeit zu Zeit mit warmem Wasser abgespült werden.

Entfleischen

Spätestens jetzt nach dem Enthaaren sollte entgültig und gründlich entfleischt werden.

Vor der eigentlichen Gerbung folgen nun zur Lederherstellug noch das
Entkälken (zwingend)
Beizen (optional)

Gerberei in Marokko