Auch für den Hobbygerber und Selbstversorger unerlässlich
Um die konservierten Häute der Gerbung zuzuführen müssen sie erst wieder aufgeweicht werden, damit später die Gerbemittel gut und gleichmässig eindringen können. Ausserdem müssen die Häute beim Wässern von allen verwendeten Konservierungsmitteln befreit werden um die Gerbeflotten nicht zu verfälschen.
Weichen
Harte, getrocknete Felle wieder weich zu bekommen ist nicht unbedingt einfach und bedarf oft dem Einsatz von Hilfsmitteln.Manchmal reicht es, dem Weichwasser ein paar Hände voll Salz zuzusetzen, was auch gleichzeitig die Vermehrung von Bakterien verhindert. Insbesondere bei höheren Temperaturen und einer längeren Weichezeit sind Bakterien eine nicht unbedeutende Gefahr und können in kurzer Zeit die Häute für jede weitere Verwendung völlig unbrauchbar machen.
Bakterien verdoppeln sich unter günstigen Bedingungen etwa alle 20 Minuten, so dass in wenigen Stunden ungeheure Mengen an Bakterien entstehen können.
Daher sollte die Weichezeit möglichst nur wenige Stunden dauern und keinesfalls länger als 12 Stunden. Einen Schaden an den Häuten sieht man leider nicht gleich, es sei denn er ist soweit fortgeschritten, dass bereits ein fauliger Geruch entsteht. Fühlt sich die Haut allerdings schmierig an, oder lassen sich Haare mit den Fingern quasi abschieben, so dass kahle Stellen entstehen weil sich die Haare bereits gelockert haben, dann ist es leider schon passiert und das Fell nicht mehr verwendbar. Um einer Bakterienvermehrung vorzubeugen kann man Mortanol 30 dem Weichwasser zugeben.
Reicht die Zugabe von Salz zum Weichen nicht aus oder möchte man die Weichzeit verkürzen konnte man früher das Weichhilfsmittel Molescal-C verwenden was auch antibakteriell wirkte.Das Mittel wird leider nicht mehr hergestellt. Um Molescal-C zu ersetzen kann man Supralan-ON verwenden, das aber leider kein Bakterizid enthält, so dass man, wenn man die antibakterielle Wirkung wünscht zusätzlich Mortanol 30 verwenden muss. Die Dosierung sollte gemäß den Herstellerangaben erfolgen.
Wenn sich die Haut dann immer noch nicht weichen lässt, kann man noch Ätznatron (Natriumhydroxid) zugeben, allerdings keinesfalls mehr als 0,5 Gramm pro Liter, da die Haut sonst geschädigt wird. Unbedingt Schutzbrille und Gummihandschuhe verwenden !

Entfleischen
Wenn die Häute dann richtig durchgeweicht sind sollte man die Gelegenheit nutzen und diese auf dem Scherbaum bereits mit dem Scherdegen soweit schonmöglich bereits die Unterhaut und anhaftende Fleisch- und Fettreste entfernen. Besser geht das zwar nach dem Pickeln oder auch nach dem Äschern, aber die Pickelsäure kann nicht richtig eindringen wenn zuviel Gewebe vorhanden ist. Deshalb sollte man jetzt schon alles entfernen was jetzt geht.
Um mit dem Scherdegen gute Ergebnisse zu erzielen braucht es einiges an Übung, die man aber auch nur durch´s Machen erlangt. Wichtig ist, dass die Haut wirklich klatschnass auf dem Baum liegt, damit sie sich gut festsaugt. Dann legt man den Scherdegen mit der Schneide in Stoßrichtung schräg zur Haut auf.
Dann stößt man schräg gleitend nach vorne und schiebt so die Unterhaut und die anhaftenden Gewebereste ab. Löcher können dann entstehen, wenn sich das Schereisen verkantet oder die Haut sich aufwellt. dünne und leichte Felle bearbeitet man mit einem Schaber. Das gleiche gilt für ganz kleine Häute, die man auf ein Scherholz spannt.
Wässern
Mit Salz oder anderen Konservierungsmitteln behandelte Felle müssen zusätzlich zum Weichen noch so lange gewässert werdenbis wirklich alles an Salz oder anderen Konservierungsmitteln ausgeschwemmt ist und sie wieder ganz weich und geschmeidig sind. Dafür werden die Felle in reichlich klarem Wasser in grossen Gefässen eingelegt und wenn möglich auch bewegt. Das Wasser muss mehrmals gewechselt werden.
Hierzu kann ruhig auch hartes Wasser verwendet werden. Früher hing man die Felle dafür in Bäche ein, was natürlich heute nicht mehr in Frage kommt. Daher stammt die Redewendung, dass jemandem "die Felle davon schwimmen". Bei längeren Wässerungszeiten und höheren Temperaturen sollte ein Bakterizid wie etwa Mortanol 30 zugesetzt werden. Nach dem Wässern sollte ebenfalls sauber entfleischt werden, damit die Chemikalien beim Pickeln überall gut eindringen können. Wenn zuviel Gewebe an der Haut verbleibt können später dunkle Stellen im Leder verbleiben.
Waschen
Nach dem Weichen und Wässern werden die Häute mit einem speziellen Wasch- und Entfettungsmitten gewaschen, zum Beispiel Supralan UF.
Bei dünneren, nicht sehr verschmutzten und nicht so fetten Häuten reicht normalerweise eine gründliche Wäsche. Fettere Häute sollten zwei mal gewaschen werden, ausserdem kann man hier in gleicher Menge wie Supralan UF noch Supralan 67 zufügen, um die Entfettungswirkung zu erhöhen.
Das Waschen sollte in warmen Wasser erfolgen, idealerweise zwischen 30 ud 35 Grad Celsius. Die Häute sollten mindestens eine halbe, besser eine Stunde in der Waschflotte verbleiben und dabei mehrmals kräftig durchgewalkt werden.Dies sollte nicht mit Metallgegenständen, sondern mit Geräten aus Holz oder Kunststoff geschehen, die keine scharfen Kanten haben. Das Waschen dient nicht nur dazu, Schmutz und Blut zu entfernen, sondern auch das lösliche Fett weitesgehend aus den Häuten entfernen. Daher wäscht man fetthaltigere Häute zwei mal. Besonders fetthaltige Häute wie Dachs, Robbe und Wildschwein enthalten aber reichlich unlösliches Fett, so dass man hier zusätzlich mit Schwefelsäure im Pickelbad arbeiten muss.
Kontrolle
Nach dem Waschen sollte man die Felle noch einmal genau begutachten, bevor man noch mehr Arbeit und Material investiert.Vor allem sollte man prüfen, ob die Haare noch fest sitzen. Falls das nicht der Fall ist, kann es zum einen daran liegen, dass die Tiere sich im Haarwechsel befunden haben, zum anderen daran dass irgendwann in der Behandlung Fäulnisbakterien schädigend eingewirkt haben. Im Falle einer Schädigung flutchen die Haare heraus wenn man mit dem Daumen kräftig darüber streicht.
Und zwar an dieser Stelle dann alle Haare und nicht wie im Haarwechsel nur ein Teil. Ausserdem fühlt sich die Haut dann meist schmierig oder glitschig an. Wenn sie dann auch noch schnell reissen kann man sie nur noch entsorgen. Reissen sie nicht leicht, kann man sie noch zu minderwertigem Leder verarbeiten, natürlich ohne Haare. Felle von Tieren im Haarwechsel kann man noch problemlos zu Leder verarbeiten. Einzelne geschädigte Stellen, die meist auch anders gefärbt sind schneidet man am besten heraus. Auch Pilzbefall kann die Qualität beeinträchtigen. Sie erkennt man am gewaschenen Fell an Streifen und Flecken.
Natürlich können auch mechanische Schäden vorhanden sein die beim Abziehen oder der weiteren Verarbeitung entstanden sind. Hier muss man dann im Einzelfall entscheiden wie man weiter vorgeht. Spätestens jetzt sollte man nicht sauber entfleischte Felle noch einmal nachbearbeiten.